Philosophierende Elefanten !


Chaos-Chloe fühlt sich stets „Kaputt, aber glücklich“. So auch am Sonntag auf der Rückfahrt nach dem SpreeSee-Gipfeltreffen in Stuttgart gen See. Je näher ich mich mit dem Leihauto (der Blog-Eintrag zur Agonie meines Kampfpolos folgt noch) dem Schwabenmeer zubewegte, desto intensiver lockten die österreichischen Radiowellen mit FM4-Klängen. Und plötzlich vernahm ich ein paar lustige Zeilen, die mich vorerst an den gemeinsamen Abend mit Maya als DJ Crew unter einem eigentlich unsäglichen Publikum erinnerten:

die bar ist scheiße
das bier ist warm
die musik ist schlecht
und jedes mädchen hat en freund im arm

Stopp! Die Musik war natürlich nicht schlecht – Schnapszahl-Charly legte ja auf. Wenn die Musik schlecht wird, hüpft die kleine Maya sonst mit den Füßen trotzig aufstampfend durch den Club und schreit: „Die haben was gegen Musik!“ So passiert im Rodeo und nie vergessen, meine Liebe! Aber jeder Abend hat seine Wendungen und auch dieses Lied wartet mit einer historischen Überraschung auf:

doch dort drüben steht ein alter mann
wie nicht abgeholt seit über hundert jahren
wir kommen ins gespräch
ich frag ihn wie er heißt
noch bevor er antwortet
weiß ich es bereits

denn das ist wittgenstein
das alte haus
er meint er müsse auch
mal wieder vor die haustür raus

das war die nacht
in der mir wittgenstein sagte,
dass die welt so nicht existiert
das war die nacht
in der mich wittgenstein fragte
nach meiner lebensphilosophie
sag hab ich die?

Chloe, selber eine große Philosophin durch und durch, lauschte entzückt dieser lustigen Mischung aus Chanson und Indie. Wer bei Elefanten immer noch an den bescheuerten Ottifant denkt, kann abdanken! Mit der Entdeckung von „Kommando Elefant“ sind Rüsseltiere ab sofort Revoluzzer rockend rot:

 

Auf das hier in Versatzstücken zitierte Stück „Wittgenstein“ hätten Maya & Chloe sicher schon zum Grundstudium getanzt. Jedenfalls werde ich auf der nächsten Party am See – mit oder ohne Philosoph – den Abgesang auspacken, wenn ich der Friedrichshafener Szene ob der provinziellen Kontraktionen kopfschüttelnd gegenüberstehe:

ich glaube kaum
fühl mich so leer
ich fühle mich nicht leicht
ich fühl mich auch nicht schwer

ich glaube
nein
ich glaube kaum
ich bin nicht licht
ich bin auch nicht raum

Tja, Maya. Es kann ja nicht jeder Peter „Licht“ sein? Aber kennst Du einen Peter Raum? Den letzten Reim versteh ich kaum…

12 Antworten

  1. Heute ist mein Großkampftag in Sachen Kommentar!
    Kann es daran liegen, dass ich diese neue Modekrankheit habe?

    Prokrastination.

    Statt all die Arbeit zu erledigen, die sich auf meinem Schreibtisch türmt, oder wenigstens die selbst geplanten oder von Chloe in Auftrag gegebenen Beiträge zu verfassen, prokrastiniere ich fleißig und irrlichtere als Kommentatorin über Spree und See.
    Also:
    Ich schäme mich nicht, mäßige oder gar schlechte Beschallung mit Füßestampfen und Ausrufen zu quittieren! Mein Originaltext lautete aber glaube ich: „Die mögen keine Musik!“ Darum ist es total in Ordnung, dass dieser Moment unvergessen bleibt. Ich konnte mir den Rodeo-Abend ja aufgrund der großen und schlüpfrigen Gläser nicht einmal schön trinken, wären wir in der griechischen Antike, hätte ich bei den Göttern wohl für immer einen Stein im Brett. Soviel Alkohol wie ich da geopfert habe…

    Zu Wittgenstein habe ich ein sehr ambivalentes Verhältnis. Einerseits kommt er ja gerne in den Texten heiß geliebter Barden, wie den von dir erwähnten, oder auch dem völlig zu Unrecht nahezu unbekannten Godfather der Hamburger Schule, Tilman Rossmy vor und den linguistic turn find ich schon auch wichtig. Andererseits erinnert er mich an verkorkste Theaterbesuche („Wittgensteins Neffe“) und andere überflüssige Geschichten.

    Egal, Chloe, ich bin dir auf jeden Fall dankbar für die Entdeckung von Kommando Elefant, jetzt weiß ich nämlich endlich wie die Verfasser dieses großen Werkes, von dem ich mich schon beim ersten Höhren direkt angesprochen fühlte heißen:

    Wie ein Rocksong.

  2. […] bunt bemalt und werden bald von Chloe fotografiert, afrikanische Elefanten haben große Ohren und österreichische Elefanten machen die schönste Musik (sorry Benjamin Blümchen, dein Töröööh kommt da nicht […]

  3. An dieser Stelle kann ich endlich mal einen Gedanken zu… dem Material, aus dem das Internet besteht, bringen: Dass nämlich die unsägliche Boyband Simple Plan in ihrem Lied „When I’m Gone“ mit der auffälligen Erwähnung von „Procrastination“ ganz bestimmt nur unbedingt ein wichtig klingendes Fremdwort unterbringen wollte, das vielen bis dato total unbekannt gewesen war. Jetzt spukt es überall herum? Muss tatsächlich eine Modeerscheinung sein.

  4. Seit Polylux (Video zu sehen bei tippblogger) einen Beitrag dazu gesendet hat, übt sich jeder in der Diagnose.

    Die Aufschieberei ist doch ein alt bekanntes Problem! Prokrastination klingt nur etwas dekadenter. Macht es jedoch auch nicht besser. Aufschieben geht wie der momentane Zeitgeistspruch „geht gar nicht“ einfach gar nicht! Die hyperaktive Chloe schiebt nicht, sie schlägt zu! Nun gut, leider gibt es auch in meiner Geschichte diverse Prokrastinationsfälle bei denen gar meine Freunde Opfer wurden… ich sag nur: „Ich hab alles im Kopf! Ich muss es nur noch runterschreiben…“

  5. und das cover zeigt wie revoluzzer-rote, philosophierende punk-elefanten aussehen, wenn sie kaputt aber glücklich sind….

  6. die elefanten findens total süüüüss, diese ganze bloggdings. wir kennen uns ja nüsse damit aus aber so das geschreibsle von chloe hat unsere revoluzer herzen sehr berührt!! ich weiss leider nimma wie ich diese seite gefunden hab, aber ich hab mich sehr sehr gefreut und mein tag heut hatte somit mehr zu bieten als eine zerrisene hosen.

    bussi aus wien, euer kommando elefant, ehebaldigst aufgeigend in einer stadt eurer wahl!

    einfach chefe von mtv schreiben, dann wird dass schon was

  7. Hi Elefant!

    Welch lustige Parallelität. Während Du Deinen Zuspruch schriebst, teilte ich Hiebe aus. Mal schauen, ob Dich der letzte Blog-Eintrag immer noch über die zerrissene Hose hinwegtröstet.

    Und die von MTV können Maya und mir eh gestohlen bleiben. Da läuft doch nur so Nacktscanner-Zeugs und keine Musik mehr. Handy killed the Video-Stars!

    Mach’s gut in Wien und falls Dich das Poolbar-Festival mal nach Feldkirch treibt, komme ich extra für Dich angeschwommen. Aber in Schwarz-Weiß versteht sich. Bin ja eine Karikatur.

    Ade vom See

    Chloe

  8. Maya summt:
    Sweet about me? Nothing sweet about me.
    Sweet about Chloe? Nothing sweet about Chloe.


    …tja Chloe:

    „süß“ und „nett“

    – selten so verkannt worden, was?

    Schätze mal die Charme-Offensive aus Österreich ist trotz Wittgenstein nicht allzu sprachkritisch…
    aber ich bin heute so gut gelaunt, ich nehme sogar sowas an und vermute nur beste Absichten.

    Können wir das ertragen, nicht falsch verstehen und uns sogar freuen?

    Yes we can!

  9. wenn ich schon mal hier bin…muss ich noch was dazu sagen.
    tillmann rossmy kenne und liebe ich…seine wittgenstein lied finde ich aber leider etwas zu selbstmitleidig….wie die ganze platte von ihm…schön, aber mensch merkt, dass damals – war es 1999…??…grad seine freundin mit ihm schluss gemacht hat..
    und wittgenstein hat gesagt, dass alle probleme durch sprache entstehen.
    yo. gedanken zur nacht 🙂
    liebe grüße aus wien

  10. Rossmy ist einfach großartig – da sind wir uns einig – und seine Ausdauer bei Konzerten beeindruckend.

    „Wittgenstein sagt“ selbstmitleidig? Vielleicht ein bisschen, aber als Trennungslied hab ich das nie verstanden. Eher als komisches „Beziehung mit komplizierter-Klugscheißer-Frau“-Lied.

  11. Welch ein wunderbarer Song und wie schön. dass er hier seine erste Analyse bekommt. Das haben die Elefanten wahrlich verdient – auf dass sie weiterhin ihre Ohren nutzen um selbe aufzuhalten.

  12. […] Lies auch diesen netten Blogpost […]

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